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Wie bereite ich mein Haustier auf das Baby vor?

Die Ankunft eines Babys stellt das gesamte Familienleben auf den Kopf – und das gilt ganz besonders für den bisherigen „Platzhirsch“: Ihr Haustier. Ob Hund oder Katze, Ihr Tier war bisher vielleicht das Zentrum der Aufmerksamkeit. Nun kündigt sich ein neues, lautes und fremd riechendes Wesen an, das die Routine komplett verändern wird. Eifersucht, Stress oder territoriales Verhalten können die Folge sein. Doch keine Sorge: Mit der richtigen Vorbereitung können Sie Ihr Haustier sanft an die neue Situation gewöhnen und den Grundstein für eine wundervolle Freundschaft legen.

Phase 1: Die Vorbereitung (Monate vor der Geburt)

Der häufigste Fehler ist, das Tier erst mit dem Baby zu konfrontieren, wenn es schon da ist. Die Vorbereitung muss lange vorher beginnen, damit das Tier die Veränderungen nicht negativ mit dem Baby verknüpft.

  • Neue Gerüche und Geräusche: Beginnen Sie frühzeitig, das Tier an die neuen Sinneseindrücke zu gewöhnen. Nutzen Sie Babyöl, Puder oder Lotion bereits jetzt für sich selbst, damit Ihr Hund oder Ihre Katze diese Gerüche mit Ihnen (etwas Positivem) verbindet. Spielen Sie im Alltag immer wieder (erst leise, dann lauter) Aufnahmen von Babygeschrei oder Lachen ab.
  • Möbel und Tabuzonen: Bauen Sie das Babybett, den Wickeltisch und den Kinderwagen frühzeitig auf. Erlauben Sie Ihrem Tier (besonders Hunden), die neuen Möbel ausgiebig zu beschnuppern. Legen Sie aber von der ersten Minute an klare Regeln fest. Das Babybett und die Wickelauflage sind absolut tabu. Trainieren Sie dies konsequent. Bei Katzen hilft oft temporär angebrachte Alufolie oder doppelseitiges Klebeband an den Rändern des Bettchens, um es uninteressant zu machen.
  • Anpassung der Routine: Der Alltag mit Baby wird chaotischer. Wenn Ihr Hund es gewohnt ist, dass Sie morgens um 7 Uhr eine Stunde Gassi gehen, wird das vielleicht nicht mehr klappen. Beginnen Sie, die Fütterungs- und Spazierzeiten flexibler zu gestalten. Wenn der Partner zukünftig die Morgenrunde übernimmt, sollte dieser Wechsel schon Monate vorher stattfinden.
  • “Weniger” Aufmerksamkeit: Das klingt hart, ist aber wichtig. Wenn Ihr Hund oder Ihre Katze es gewohnt ist, 24/7 Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen, wird der Entzug nach der Geburt drastisch sein. Reduzieren Sie die “Dauer-Kuschel-Phasen” bewusst ein wenig und ersetzen Sie sie durch feste, intensive Spiel- oder Kuschelzeiten.

Phase 2: Training und klare Kommandos (Speziell für Hunde)

Ein gut erzogener Hund ist die halbe Miete. Frischen Sie die Grundkommandos auf.

  • Der “Platz”-Befehl: Das wichtigste Kommando. Trainieren Sie mit Ihrem Hund, dass er auf Kommando auf seine Decke oder in sein Körbchen geht und dort entspannt bleibt – auch wenn Trubel herrscht. Dies wird Ihr Rettungsanker sein, wenn Sie in Ruhe stillen oder das Baby wickeln müssen.
  • “Aus” oder “Nein”: Das Baby wird Spielzeug haben. Ihr Hund muss lernen, dass dieses Spielzeug tabu ist.
  • Nicht anspringen: Falls Ihr Hund dazu neigt, Sie zur Begrüßung anzuspringen, trainieren Sie dies konsequent ab. Ein springender Hund ist ein Risiko, wenn Sie das Baby auf dem Arm tragen.

Phase 3: Die erste Begegnung (Das Baby kommt nach Hause)

Die erste Vorstellung muss ruhig und kontrolliert ablaufen.

  • Der Geruchstest: Bringen Sie eine Windel, ein Mützchen oder ein getragenes Tuch des Babys schon aus dem Krankenhaus mit nach Hause, bevor Mutter und Kind eintreffen. Legen Sie es dem Tier hin und lassen Sie es ausgiebig daran schnuppern.
  • Die Begrüßung: Wenn Sie nach Hause kommen, sollte die Mutter das Haus idealerweise ohne das Baby auf dem Arm betreten. Begrüßen Sie Ihr Tier ruhig, aber herzlich, so wie Sie es immer tun. Warten Sie, bis die erste Aufregung des Tieres verflogen ist.
  • Die Vorstellung (Hunde): Erst dann wird das Baby (sicher im Arm oder in der Babyschale) hereingebracht. Halten Sie den Hund für die erste Begegnung sicher an der Leine. Lassen Sie ihn schnuppern (am besten an den Füßen, nicht direkt am Gesicht). Bleiben Sie selbst absolut ruhig und souverän. Belohnen Sie ruhiges, interessiertes oder gar ignorantes Verhalten des Hundes mit leiser Stimme und Leckerlis.
  • Die Vorstellung (Katzen): Katzen reagieren oft anders als Hunde. Viele ziehen sich bei dem neuen Trubel erst einmal zurück. Zwingen Sie die Katze zu nichts. Stellen Sie die Babyschale in die Mitte des Raumes und lassen Sie die Katze selbst entscheiden, wann sie sich nähern und schnuppern möchte.

Phase 4: Integration im Alltag (Die Goldene Regel)

Die wichtigste Regel im Zusammenleben lautet: Lassen Sie Ihr Haustier und das Baby NIEMALS unbeaufsichtigt zusammen in einem Raum. Egal, wie sanftmütig Ihr Tier ist. Ein unachtsamer Tatzenhieb, ein zu stürmisches Abschlecken oder ein Hund, der sich erschrickt, kann gefährlich sein.

  • Positive Verknüpfung: Vermeiden Sie Eifersucht, indem das Tier lernt, dass das Baby Gutes bedeutet. Geben Sie Ihrem Hund einen besonderen Kauknochen nur dann, wenn Sie stillen. Kuscheln Sie mit der Katze auf dem Sofa, während das Baby neben Ihnen im Beistellbett liegt. Schimpfen Sie nicht mit dem Tier, wenn es neugierig schaut – loben Sie es für sanfte Annäherung.
  • Hygiene: Waschen Sie sich immer die Hände, nachdem Sie das Tier gestreichelt haben und bevor Sie das Baby anfassen. Halten Sie Futter- und Wassernäpfe sowie das Katzenklo strikt von den Baby-Aufenthaltsorten getrennt.
  • Rückzugsorte schaffen: Ihr Tier braucht einen sicheren Ort, an den es sich zurückziehen kann, wenn ihm der Trubel zu viel wird (z.B. ein Körbchen in einer ruhigen Ecke, ein hoher Kratzbaum für die Katze). Stellen Sie sicher, dass das Baby (und später das Krabbelkind) diesen Ort nicht erreichen kann.

Mit Geduld, klarer Führung und positiver Bestärkung wird Ihr Haustier lernen, das neue Familienmitglied zu akzeptieren und im besten Fall als Teil seines Rudels oder seiner Gruppe zu lieben.